Aufregend, wenn das Baby, das bislang nur Milch bekam, plötzlich mit am Esstisch sitzt. Was gibt es da alles zu entdecken und zu schmecken? Für das Baby ist dieser Meilenstein genauso spannend wie für die ganze Familie. Damit der Start ins Beikostleben stressfrei und mit viel Spaß gelingt, verrät Beikostberaterin Maria einige Tipps aus ihren Workshops.
Reif für die Beikost? Das sind die Zeichen
Irgendwann zwischen dem fünften und dem siebten Lebensmonat ist es meistens so weit: Das Baby ist reif für die Beikost! Zu den Anzeichen gehören:
- Das Baby kann, mit ein wenig Unterstützung im Rücken – aufrecht sitzen
- Es hat eine ausgefeilte Hand-Auge-Koordination
- Es hat keinen Zungenstoß-Reflex mehr (die Zunge stößt also einen sich nähernden Löffel nicht automatisch wieder aus dem Mund)
Brei oder Familiengerichte? Jede Familie findet ihren Weg
Das trifft auf Ihr Baby zu? Prima! Nun gilt es, den eigenen Weg in die Welt des Essens zu finden. Für jede Familie und jedes Baby funktioniert dabei etwas anderes gut, es gibt nicht die eine Methode, die es sein muss und die jedem Kind gefällt. Früher gab es vor allem den klassischen Breifahrplan, auf dem genau vorgegeben war, zu welcher Mahlzeit welche Breimischung angeboten werden sollte – nach und nach sollten Eltern so drei bis vier Breimahlzeiten täglich einführen. Diese strenge Regelung brachte Mütter und Väter nicht selten an den Rand der Verzweiflung: Wann war jetzt noch mal der Fleischbrei dran? Was, wenn das Kind den Gemüse-Fischbrei nicht anrührt? Das Babyledweaning-Konzept (BLW) dagegen lässt mehr Freiheiten: Das Kind bekommt das, was am Familientisch gegessen wird – natürlich nur, wenn die Lebensmittel entsprechend babysicher sind (mehr dazu unten). Das Baby kann also auch ohne Löffel erste Geschmackserfahrungen von Avocado bis Banane sammeln und gemütlich mitmümmeln. Beim BLW keine strikten Vorgaben in welche Reihenfolge und Mischung die Lebensmittel eingeführt werden sollen. Vielmehr bekommt das Baby von Anfang an ein breites Angebot an Lebensmitteln, denen es sich im eigenen Tempo nähern kann.
Weiterer Vorteil vom Babyled-Weaning: Feste Lebensmittel fördern die Feinmotorik und die Sprachentwicklung des Babys.
Viele Familien entscheiden sich heute für eine Mischung aus beiden Konzepten: Die Babys bekommen Brei, dürfen aber auch von den normalen Mahlzeiten mitessen.
Der Weg zum Familientisch darf also gern so individuell sein wie jede Familie es ist.
Diese Lebensmittel sind für Essanfänger tabu
Sehr wichtig für den kleinen Essanfänger ist die Sicherheit bei den Mahlzeiten: Zum einen sollte das Baby immer aufrecht sitzen, um gut schlucken zu können. Entweder im Hochstuhl (sofern das Baby sich selbständig hinsetzen kann) oder auf dem Schoß. Zum anderen sind bestimmte Lebensmittel in der Startphase tabu:
Nicht geeignete Lebensmittel wegen der Verschluckungsgefahr
- Prall-runde Lebensmittel (z.B. Weintrauben, Cocktailtomaten, Physalis, große Blaubeeren) sollten aufgrund der Gefahr des Verschluckens in halbierter oder geviertelter Form (je nach Größe) angeboten werden.
- Auf jegliche Nüsse sollte in ihrer naturbelassenen Form verzichtet werden, wegen der Gefahr des Verschluckens bzw. Aspirierens. Verarbeitete Nüsse in Gebäck und Nussmus etc. sind wertvoll und dürfen von Beginn an gegeben werden.
- Erbsen, Maiskörner, Bohnen, Samen und andere sehr kleine härtere Lebensmittel sollten gemieden werden aufgrund der Gefahr des Verschluckens / Aspirierens
- Harte Rohkost (z.B. Äpfel, Möhren, Paprika). Diese Lebensmittel können aufgrund der Konsistenz erst mit den Backenzähnen verarbeitet werden. Die Gefahr, dass Stücke mit den Kauleisten auch ohne Zähne abgebissen werden, ist gegeben und kann zu einem Verschlucken führen.
- Blattsalate, Noriblätter, Spinatblätter o.Ä. können am Gaumen hängen bleiben und nicht gut verarbeitet werden.
Ungeeignete Lebensmittel aufgrund Krankheitsrisikos
- Honig, Maissirup und Ahornsirup (aufgrund der Gefahr eines Säuglingsbotulismus durch selten enthaltene Sporen des Botulinumbakteriums) werden im ersten Lebensjahr nicht empfohlen. Dies gilt auch in zu Hause verarbeiteter Form, da nur bei industrieller Verarbeitung eine ausreichende Temperatur zur Abtötung der Bakterien erreicht werden kann.
- Rohe Lebensmittel (rohe Eier, rohes Fleisch, roher Fisch, Rohmilchprodukte) sollten aufgrund der Gefahr einer Lebensmittelvergiftung in den ersten fünf Lebensjahren vermieden werden.
- Pseudogetreide (Amaranth, Buchweizen, Quinoa) ist lt. der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) nicht für die Beikost geeignet. Amaranth und Quinoa enthalten sogenannte Gerbstoffe, Oxalsäure, Phytat und Saponine (Quinoa), die die Aufnahme von Nährstoffen mindern können und deren gesundheitlichen Auswirkungen bisher nicht ausreichend bekannt sind. Quinoa und Amaranth werden erst ab dem 2. Lebensjahr empfohlen. Buchweizen birgt erhöhtes Allergierisiko und ist teilweise mit sogenannten Alkaloiden belastet, die gesundheitliche Schäden herbeiführen können. Buchweizen wird daher erst ab dem 3. Lebensjahr empfohlen.
Sicherheitstipps beim ersten Essen
- Aufrecht essen
- Nie allein essen
- Selbstbestimmtes Essen
- In Ruhe essen
Bedürfnisorientiert auch beim Essen
Über die bedürfnisorientierte Haltung dem Kind gegenüber haben wir bereits an anderer Stelle (LINK) geschrieben. Auch beim Essen sollen Eltern auf das Bedürfnis des Babys achten, das bedeutet zum Beispiel, dass das Baby das Essen beendet – der Teller muss nicht aufgegessen werden, nur weil wir das gerne hätten. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo, die Welt der Nahrung zu erobern – wir sind unterstützende Begleiter dabei.
Alle Mann in Deckung: Essendes Baby!
Von blank gewischten Esstischen und sauberen Küchenböden können sich Eltern in der Beikostphase (und ehrlicherweise auch die nächsten Jahre) erstmal verabschieden. Babys dürfen und sollen sinnliche Erfahrungen mit dem Essen machen – das bedeutet, dass sie ihre Mahlzeiten nicht nur geschmacklich, sondern auch haptisch – mit den Händen – ausgiebig erkunden dürfen. Die Banane wird mit den Händchen gemanscht, die Pizza zerrupft, das Brot zerkrümelt – mit den Resten, die auf dem Boden landen, könnte man fast eine weitere Person ernähren, so denkt sicher manche Mutter, wenn sie mal wieder ein ganzes Kehrblech voll zusammenfegt. Essen soll eine freudvolle Erfahrung sein und Tischmanieren können sie sich in den nächsten Kinderjahren nach und nach bei den Eltern abschauen. Am Anfang heißt es: Krümel frei! Und ja, dass Babys liebend gern Dinge auf den Boden werfen, ob Nahrungsmittel oder Spielzeug, lässt sich nicht abtrainieren – das ist ihr Weg, die Welt zu erkunden (mehr dazu hier).
Beliebte Babyrezepte: Pfannkuchen und Ofengemüse
Zum Schluss noch zwei sehr beliebte Rezepte, die einfach sind und fast jedem Baby sehr gut schmecken.
- Bananenpfannkuchen
- Ofengemüse in kleine Schnitze geschnitten, z.B. Süßkartoffel, Pastinake, Möhre, Kartoffel oder Kürbis
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