Johanna, in Deutschland kann jede Frau mit Kinderwunsch zu einer Gynäkologin gehen oder eine Kinderwunschklinik besuchen. Was kannst du Paaren bieten, was sie dort nicht bekommen?
„Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch brauchen eine intensive und individuelle Beratung. In meinen über dreizehn Jahren Berufserfahrung traf ich so viele Frauen, die unzählige Fragen, Unsicherheiten und Ängste rund um die Themen Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt hatten. Diese Frauen hatten alle eine Gynäkologin und die meisten sogar eine Hebamme – trotzdem waren sie verunsichert. Unser Gesundheitssystem sieht in der normalen gynäkologischen Sprechstunde nur ein paar Minuten Beratungszeit vor – es braucht aber mehr Raum, um die Situation eines Paares zu analysieren, nach Ursachen zu schauen und einen Plan für das Paar zu entwickeln. In meinen Gesprächen finden wir den besten Weg für ein Paar. Mein Angebot „Glücklich Schwanger“ ist mein großes Herzensprojekt, ich kann so viel bewirken und Paare unterstützen, ihrem Wunschbaby näher zu kommen.“
Gibt es etwas, was Paare tun können, um schneller zum Wunschkind zu kommen?
„Ein Schritt kann zum Beispiel sein, den eigenen Lebensstil zu überdenken. Wie wir essen, schlafen, uns bewegen – all das beeinflusst die Fruchtbarkeit enorm. Spätestens, wenn die erwünschte Schwangerschaft auf sich warten lässt, sollten Paare ehrlich auf ihre Gewohnheiten blicken. Regelmäßige Mahlzeiten, keine verarbeiteten Lebensmittel, eine gute Nährstoffversorgung das ist jetzt wichtig. Viele sind hier zu entspannt, denken „Ach, dieses Glas Wein am Abend kann gar nicht so viel ausmachen“. Aber doch, das kann es. Generell ist eine entzündungshemmende Ernährung gesund: wenig Fleisch und Zucker, kein Alkohol, wenig Kaffee und ein sehr hoher Anteil an pflanzlichen Nahrungsmitteln fördern, insbesondere in Kombination mit Sport, bereits die Durchblutung der Gebärmutter.“
Als jemand, der so lange schon im Gesundheitssystem arbeitet: Was wünscht du dir für die Versorgung in Deutschland, was ist deine Vision?
„Ich glaube, dass das System so wie es aktuell aufgebaut ist, nicht mehr lange funktioniert. Es gibt kaum Nachwuchsärztinnen und -ärzte. Als Arzt hat man sehr viel Verantwortung und muss nicht selten mehrere Brände gleichzeitig löschen. In den Kliniken und Praxen arbeiten wir am Rand unserer Belastbarkeit und können den Patient:innen nicht das geben, was sie brauchen. In vielen Fällen wäre eine Stunde intensive Aufklärung und Beratung notwendig – diese Zeit ist schlicht nicht da. Ein Ansatz wäre, dass jeder Mensch mehr Selbstverantwortung für seine Gesundheit übernimmt – dazu wäre gute Aufklärung in der Kita und Schule bereits sinnvoll. Was nährt meinen Körper und was schadet ihm. Was sind eigentlich wirkliche Lebensmittel und was sind leere Industrieprodukte? Im Kindesalter schon die richtigen Glaubenssätze prägen, die Kleinen fit machen und ihr Bewusstsein schärfen. Das wäre toll.“